Bereits zum 16. Mal werden Menschen ausgezeichnet, die sich in Notlagen für andere eingesetzt, Schaden abgewehrt und Leid gemindert haben. Eine interdisziplinär besetzte Jury unter Vorsitz von Innenstaatssekretär Günter Kern hat die diesjährigen Preisträger unter insgesamt 45 Vorschlägen ausgewählt. Staatssekretär Stich betonte bei der Preisverleihung: „Zivilcourage heißt, für den Schwächeren einzustehen, für sich selbst und besonders auch für andere Rechte einzufordern und sich zu behaupten".
Die diesjährigen Preisträger:
3. Preis: Steven Bues, der durch sie beherztes Eingreifen eine schwere Körperverletzung verhindern konnte.
Nach dem Essen in einem Schnellrestaurant begaben sich Herr Bues und sein Begleiter zu ihren Autos, um den Heimweg anzutreten. Sie hielten an einer roten Ampel.
Nachdem diese auf grün umschaltete, machte Herr Bues seinen Begleiter durch Hupen darauf aufmerksam, dass er stehen geblieben war. Er hatte zwei streitende Mädchen beobachtet. Der Streit wurde handgreiflich, die Mädchen zogen sich an den Haaren und eines der Mädchen ging mit einem Messer auf das andere los.
Herr Bues erkannte das im richtigen Moment, stieg aus seinem Auto, rannte zu den Mädchen, ging dazwischen und entwaffnete das Mädchen mit dem Messer. Dann rief er die Polizei an.
Zeitgleich kamen viele Familienangehörige und Freunde der beiden Mädchen hinzu, es wurde immer lauter, blieb aber zum Glück friedlich, auch da Herr Bues und sein Begleiter fortwährend versuchten, die Situation zu beruhigen und eines der Mädchen aus dem Sichtfeld nahmen.
2. Preis: Özge Erden und Gülsah Erden sowie Herrn Florian Albert Finkbeiner, die einer jungen Frau zur Hilfe kamen und so eine Sexualstraftat verhindern konnten.
Am 27.11.2014 ging eine junge Frau gegen Mittag auf die Toilette der Fachhochschule Koblenz. Als die Frau die Toilette wieder verlassen wollte, kam aus einer anderen Kabine ein Mann und zog sie an den Haaren auf den Boden. Die Frau versuchte sich zu wehren, jedoch schlug ihr der Mann mit der flachen Hand immer wieder ins Gesicht und auf das linke Ohr. Die Frau legte ihre Arme schützend vor den Kopf und schaffte es aufzustehen. Der Mann riss sie sofort wieder zu Boden, schlug und trat weiter auf sie ein und versuchte die Frau auszuziehen. Die Frau rief um Hilfe.
In diesem Moment betraten Özge und Gülsah Erden die Toilette. Sie bemerkten den Vorfall, zögerten nicht und riefen sofort auf dem Flur um Hilfe.
Herr Finkbeiner, dessen Büro wenige Türen entfernt liegt, kam sofort, um dem Opfer zu helfen. Er zog den Täter entschlossen von der Frau herunter nach draußen in den Flur und hielt den Mann bis zum Eintreffen der Polizei fest.
1. Preis: Davide Arlia, der an einem Bahnhof zwei junge Mädchen in einer Bedrohungssituation zur Seite gestanden hat.
Am 05.08.2015 werden zwei Mädchen im Alter von 14 und 16 Jahren auf einer Zugfahrt von Speyer nach Schifferstadt von 6 Männern belästigt. Die Männer setzten sich neben die Mädchen, berühren sie an den Oberschenkeln, legen gegen den Willen der Mädchen die Arme um sie und bewerfen sie mit Kronkorken. Bereits am Bahnhof Speyer kam es zu obszönen und beleidigenden Gesten. Der Hauptverdächtige zeigte ihnen zudem noch sein (eingeklapptes) Taschenmesser.
Aus Angst vor den Männern versteckten sich die Mädchen während der Zugfahrt auf der Toilette. Als sie am Bahnhof Schifferstadt Süd aus dem Zug rennen, werden sie von den Männern verfolgt.
David Arlia, der zufällig an der Örtlichkeit vorbeikommt, erkannte die Situation sofort und forderte die Männer durch Rufen auf, die Mädchen in Ruhe zu lassen und zu gehen, da er sonst die Polizei rufen werde. Die Männer ließen daraufhin von den beiden Mädchen ab und entfernten sich.
Herr Arlia brachte die Mädchen im Anschluss sicher nach Hause und half zudem bei der Identifizierung der Tatverdächtigen.
Die Mädchen sind sich sicher, dass etwas Schlimmes passiert wäre, wenn Herr Arlia ihnen nicht geistesgegenwärtig zur Hilfe gekommen wäre.
Jugendpreis: Hannes Kiszelis, Liam Johannes Strauß, Aysenur Karadeniz und Caroline Victoria Ginter, die der Polizei bei der Überführung eines Ladendiebes geholfen haben.
Ein zunächst unbekannter Täter entwendete am 22.12.2014 in einem Lebensmittelmarkt Spirituosen und Zigaretten.
Der Marktleiter konnte dem Dieb folgen und ihn kurzfristig stellen. Der Dieb händigte ihm die gestohlenen Gegenstände aus und flüchtete erneut.
Im Rahmen der polizeilichen Fahndungsmaßnahmen gaben Hannes Kiszelis, Liam Johannes Strauß, Aysenur Karadeniz und Caroline Victoria Ginter, den entscheidenden Tip. Beim gemeinsamen Spielen in der Nähe des Lebensmittelmarktes beobachteten sie einen Mann, der in ein Haus gelaufen war.
Nach weiteren Recherchen konnte so der Tatverdächtige ermittelt werden.
Sonderpreis: Uwe Wieneke, der durch sein couragiertes Eingreifen eine Messerstecherei beendete.
Am 06.07.2015 kam es in einer Gaststätte in Kirn zu einer Auseinandersetzung. Ein junger Mann provozierte drei anwesende Gäste und machte vermehrt Anspielungen sexueller Art an eine 22-jährige Frau. Daraufhin wurde er der Gaststätte verwiesen.
Der Mann begab sich zunächst in seine nahe gelegene Wohnung, erschien jedoch später wieder und beleidigte zunächst die Wirtin. Dann zog er ein Küchenmesser und stach von hinten mehrfach auf den von ihm eingangs bereits provozierten Gast ein und brachte ihm eine lebensbedrohliche Stichverletzung im Rippenbereich zu.
Das Opfer flüchtete hinter Stühle und Tische, welche auch die beiden anderen bereits vorher beleidigten Gäste als Barrikade zu nutzen versuchten. Dennoch gelang es dem Täter auch der 22-jährigen Frau einen Stich im linken Rippenbereich zu versetzen.
Herr Wieneke besuchte an diesem Abend ebenfalls die Gaststätte und wurde Zeuge des Angriffs. Er näherte sich dem Angreifer mutig von vorne, um ihn von den Opfern abzudrängen.
Als der Täter weiterhin versuchte, die Opfer hinter den Tischen zu erreichen, packte Herr Wieneke ihn und erreichte so, dass er das Messers fallen ließ.
Im Laufe der Auseinandersetzung wurde Herr Wieneke von dem Täter gebissen. Erst als Herr Wieneke reaktionsschnell weitere Gäste aufforderte zu helfen, gelang es, den Angreifer außer Gefecht zu setzen und bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten.