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Was können wir tun?

Auf Hass und Hetze im Netz zu stoßen, ist leider einfacher, als man denkt. Als Betroffene oder Betroffener eines Angriffs oder als still mitlesende Person ist man oft mit unterschiedlichen Arten von Hatespeech konfrontiert.
Angst, Ekel, Verzweiflung, Wut ... die Liste der Emotionen, die durch Hetze im Netz hervorgerufen werden können, ist lang und unangenehm. Die Liste an möglichen Reaktionen allerdings auch!

Das Wichtigste zuerst: Niemand muss allein mit Anfeindungen und Hassattacken fertig werden! Für jede und jeden gibt es individuell passende Reaktions- und Schutzmöglichkeiten.  

 

Tastatur mit roter Taste "Hasskommentare"

Sie sind das Ziel von Hass und Hetze im Netz geworden oder möchten als Zeugin oder Zeuge eines solchen Angriffs Anzeige erstatten? In der Onlinewache der Polizei Rheinland-Pfalz ist das bequem möglich. In einem strukturierten Prozess werden alle wesentlichen Informationen von erfragt.
Dateien, wie beweissichere Sreenshots, können ganz einfach hochgeladen und gemeinsam mit der Strafanzeige direkt an die Polizei übermittelt werden.

Sie sind Opfer oder Zeugin / Zeuge von Hass und Hetze im Netz geworden, möchten aber keine Strafanzeige aufgeben? Sie sind überfordert, Nichtstun fühlt sich falsch an und trotzdem möchten Sie sich (zunächst) nicht an die Polizei wenden?

Das ist grundsätzlich in Ordnung: Eine Vielzahl (zivilgesellschaftlicher) Meldestellen bietet die Möglichkeit, Vorfälle zu dokumentieren.

Das ist gleich aus mehreren Gründen vorteilhaft: 

  • der Vorfall ist dokumentiert und kann ggf. zu einem späteren Zeitpunkt - möglicherweise nach einer umfassenden Beratung und Bedenkzeit - bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden 
  • durch das Melden bei unabhängigen Meldestellen oder beim Netzbetreiber können weitere Reaktionsmöglichkeiten, wie die Löschung eines Beitrages oder die Sperrung einer Nutzerin oder eines Nutzers, eingeleitet werden
  • Hass und Hetze werden als Problem sichtbar gemacht und die gesellschaftliche Relevanz und Dimension dokumentiert

Bei folgenden Stellen kann man Hass und Hetze im Netz - egal welcher Form, Ausprägung und Ursache - als Opfer oder stille Mitlesende zum Beispiel melden: 

Sie haben im Netz eine Hetznachricht oder Verschwörungsmeldung gelesen und möchten diese nicht unkommentiert stehen lassen?
Grundsätzlich ein guter Gedanke, insbesondere da so neben der Autorin oder dem Autor auch die weitaus größere Gruppe der sogenannten stillen Mitlesenden erreicht werden kann. Das ist wichtig, denn es besteht immer die Gefahr, dass hetzende oder falsche Posts unkommentiert als Mehrheitsmeinung oder sozial anerkannt interpretiert werden. 

Doch Vorsicht! Es gilt sich bewusst zu machen, dass eine Gegenrede auch Gefahren birgt: 

  • Mehr Reichweite für den Hass und Hetze-Beitrag und damit genau das Gegenteil von dem, was erreicht werden soll. 
  • Hass und Hetze richten sich gegen die gegenredende Person. Darauf sollte man sich vorbereiten und entsprechende Vorkehren treffen (z.B. erneute Überprüfung der persönlichen Privatsphäre-Einstellungen, Versicherung persönlicher emotionaler und sozialer Unterstützungsmechanismen).    
  • Vergeblichkeitserfahrungen, da sich die Autorin oder der Autor des Hasspostings nicht überzeugen lässt oder eine zermürbende Scheindiskussion beginnt.  

Sie wollen immer noch Kontern? Das No-Hate-Speech-Movement, eine ursprünglich vom Europarat ins Leben gerufene Initiative, bietet hierfür zahlreiche Memes und Anregungen. 

Sie sind selbst Opfer eines Angriffs von Hass und Hetze geworden? Sie haben Angst, sind wütend oder traurig? Ihnen schießen unzählige Gedanken durch den Kopf und negative Emotionen überfluten Sie?
Das alles ist verständlich und würde den meisten Menschen so gehen! Nehmen Sie sich also einen kurzen Moment, um tief durchzuatmen und sich bewusst zu machen: Sie sind nicht allein!

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Sie nun ergreifen können: 

  • Die Autorin oder den Autor anzeigen oder melden. 
  • Machen Sie den PC aus, legen Sie Ihr Handy weg und gönnen Sie sich einen internetfreien Augenblick.
  • Holen Sie sich Unterstützung in Ihrem persönlichen Netzwerk - egal ob analog oder digital.  
  • Machen Sie sich bewusst, dass Hass kein konstruktives Diskutieren oder eine Meinung ist, sondern ein Angriff und damit NIEMALS gerechtfertigt. 
  • Hass im Netz betrifft viele Menschen. Vielleicht können Sie im jeweiligen Umgang mit der Hetze voneinander abgucken und lernen.   
  • Spezialisierte Beratungsstellen helfen Ihnen bei Angriffen im Netz.   

Sie sind als still mitlesende Person Zeugin oder Zeuge eines Angriffs von Hass und Hetze geworden?

Hass und Hetze sind toxisch! Auch wenn Sie nicht das Ziel des Angriffs sind, spüren auch Sie die Auswirkungen wie Gefühle von Angst und Bedrohung. Persönliche Unterstützung, egal ob durch Freunde und Familie oder professionelle Beratungsstellen, kann Ihnen bei der Bewältigung helfen. Polizei und zivilgesellschatftliche Organisationen stehen an Ihrer Seite, wenn Sie sich wehren möchten.  

Sie wollen auch weiterhin im Netz diskutieren und Ihre Meinung sagen? Stellung gegen Hass und Hetze beziehen, für demokratische Werte und gegen Diskriminierung argumentieren? Toll!  

Trotzdem haben Sie manchmal ein mulmiges Gefühl und wollen sich stärker schützen? Das ist verständlich und mit einigen Anpassungen in Ihren Privatsphäre-Einstellungen auch durchaus möglich.  

  • Verwenden Sie eine separate E-Mail-Adresse für soziale Netzwerke, die keine Rückschlüsse auf Ihr Alter oder Geschlecht zulässt und auch keine sonstigen persönlichen Bezüge enthält.  
  • Stellen Sie Ihr eigenes Profil auf privat, sodass nur von Ihnen berechtigte Personen einen Einblick haben. 
  • Vermeiden Sie soweit als möglich persönliche Angaben in Ihrem Profil - insbesondere, wenn es öffentlich einsehbar ist.
  • Bevorzugen Sie einen sparsamen Umgang mit persönlichen Bild- und Videoaufnahmen. 

Sie werden bedroht oder beleidigt? Zögern Sie nicht, sondern melden Sie die betreffende Person oder erstellen Sie eine Anzeige bei der Polizei.  

Hinsehen statt Wegsehen ist seit vielen Jahren das Motto der Kampagne "Wer nichts tut, macht mit" mit der die rheinland-pfälzische Polizei für mehr Zivilcourage in der Bevölkerung wirbt. Die wichtigste Regel ist dabei immer: Helfen ohne sich selbst in Gefahr zu bringen!
Was analog gilt, ist auch digital nicht falsch! Doch wie kann Zivilcourage im Netz gelingen?

Hier ein paar Hinweise: 

  • Zeigen Sie Haltung und nehmen Sie damit den Hass und Hetze-Botschaften den Anspruch, als einzige Kommentare die Mehrheitsmeinung abzubilden und so Deutungshoheit zu erlangen. Kommentieren Sie einschlägige Beiträge, indem Sie beispielsweise den Hinweis geben, dass geltendes Recht verletzt wird.
    Doch Achtung: Mehr Kommentierungen bedeuten im Zweifel auch mehr Reichweite für die Hassverbreitenden!
  • Melden Sie Nutzerinnen und Nutzer sowie deren Beiträge und sorgen Sie so dafür, dass sich Hass und Hetze nicht weiter verbreiten.  
  • Diskussionen im Netz sind hochdynamisch und können sich schnell verändern. Das macht das Ganze reizvoll, gleichzeitig sollten Sie aber auch darauf vorbereitet sein, selbst zum Teil der nächsten verbalen Auseinandersetzung zu werden.
    Wichtig: Prüfen Sie deshalb, bevor Sie in eine öffentliche "laute" Diskussion eingreifen, ob Sie entsprechend vorbereitet sind (Privatsphäreeinstellungen, Distanzierungsmechanismen usw.).
  • Digitale Zivilcourage leisten geht auch ohne überdeutlich in Erscheinung zu treten: Sichern Sie Beweise durch Screenshots und machen Sie einem Opfer per Privatnachricht / DM deutlich, dass Sie da sind und unterstützen wollen, beispielweise als Zeugin oder Zeuge.  

Zivilcourage kann man üben! Die Inititiative Zivile Helden des Programms Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) hilft dabei. Auch die Landeszentrale für politische Bildung in Rheinland-Pfalz bietet Trainings zur Förderung der digitalen Zivilcourage an. 

Die Kampagne #ScrollNichtWeg des Ministeriums für Familie,  Frauen, Kultur und Integration informiert, ermutigt und stärkt für den zivilcouragierten Umgang mit Hass und Hetze im Netz. 

Menschenfeindliche Kommentare und Hassbotschaften im Netz verschlagen oft die Sprache. Allen, denen im kritischen Moment die richtigen Worte fehlen und die trotzdem ein sichtbares Zeichen gegen Hass und Hetze im Netz setzen möchten, bietet die Initiative contraHass RLP Visuals als alternative Reaktionsmöglichkeiten an. 

Partnerinitiative