Wer Zivilcourage beweist, übernehme Verantwortung für Menschen in Not. Das sei nicht selten mit Risiken für den oder die Helfer verbunden. „Unsere Preisträger haben sich im richtigen Moment richtig entschieden und vorbildlich verhalten: Sie handelten selbstlos und besonnen, sie kümmerten sich und haben Verantwortung für andere übernommen“, betonte Lewentz. So wie diese Ausgezeichneten engagierten sich viele Menschen in Rheinland-Pfalz, um Gewalt, Unrecht und undemokratischem Verhalten entgegen zu wirken.
Menschen zu zivilcouragiertem Handeln zu ermutigen und individuelle Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, sei das Hauptziel der landesweiten Präventions-Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“. Die diesjährigen Preisträger haben sich gemäß dieser Leitlinien engagiert. Sie sind beherzt eingeschritten, haben Schlimmeres verhindert, der Polizei geholfen oder sich um die Opfer einer Straftat gekümmert. „Sie haben Umstehende zur Hilfe aufgefordert und die Polizei verständigt. Sie haben die Täter beobachtet und später als Zeugen zur Verfügung gestanden, oder sie haben sich um die Opfer gekümmert“, lobte Lewentz die im doppelten Wortsinn „ausgezeichneten“ Mitbürger.
Eine interdisziplinär besetzte Jury aus Mitgliedern des Landespräventionsrates, des Innenministeriums und der Polizei unter Vorsitz von Innenstaatssekretärin Heike Raab hatte die Preisträger ausgewählt. Zuvor hatten die Polizeidienststellen des Landes 59 Vorschläge nominiert.
Die Preisträger im Überblick:
1. Preis: Therese Fredenhagen (Jahrgang 1990), Simone Weible und Sebastian Buß (beide Jahrgang 1987) aus Mainz: Die drei Mitglieder einer studentischen Wohngemeinschaft hatten im Oktober 2012 panische Schreie einer Frau gehört, die auf einer Wiese vor dem Haus tätlich angegriffen wurde. Die drei jungen Leute alarmierten auf der Stelle die Polizei und eilten der Frau zu Hilfe. Einer von ihnen verfolgte den flüchtenden, einschlägig vorbestraften Angreifer, den die Polizei dank dieser Hilfe wenig später festnehmen konnte. Die beiden anderen Helfer kümmerten sich um die verletzte und traumatisierte Frau.
2. Preis: Claudia Schmäler (Jahrgang 1957) aus Kirn: Die Taxifahrerin war durch Pressebereichte über sogenannte „Schockanrufe“ informiert und entsprechend sensibilisiert. Durch ihr beherztes Eingreifen konnte sie verhindern, dass eine 75-jährige Seniorin einem Trickbetrüger zum Opfer fiel. Dieser hatte die alte Dame unter einem frei erfundenen Vorwand um eine größere Geldsumme für ihren angeblich verunglückten Enkel gebeten und sein Opfer mit dem Kirner Taxi der Preisträgerin zur Geldübergabe gelockt. Als die Fahrerin die Zusammenhänge durchschaute, zögerte sie nicht, sondern alarmierte über Taxi-Funk die Polizei. Der Betrüger konnte festgenommen werden.
3. Preis: Rosemarie Kloft (Jahrgang 1941) und ihr Lebensgefährte Jürgen Heydorn (Jahrgang 1947) aus Koblenz: Das Paar wurde Zeuge einer nächtlichen Schlägerei in der Koblenzer Innenstadt. Beide sahen, wie ein junger Mann seinem Opfer in Karate-Manier mehrmals gegen den Kopf trat. Jürgen Heydorn griff unverzüglich in das Geschehen ein und ging laut schreiend auf den Täter los. Dabei forderte er Passanten auf, sich ebenfalls einzumischen und die Polizei zu rufen. Der Angreifer ließ von seinem Opfer ab und flüchtete. Rosemarie Kloft kümmerte sich bis zum Eintreffen der Rettungskräfte fachkundig um den Verletzten. Ihr Partner hielt die Zeugen zusammen, bis die Polizei eintraf.
1. Jugendpreis: Tom Klessing (Jahrgang 2000) aus Enkenbach-Alsenborn: Im August 2013 wurde Tom Zeuge, als ein Schüler von einer körperlich überlegenen Mitschülerin am Winnweiler Bahnhof tätlich angegriffen wurde. Tom stellte sich schützend vor das Opfer und musste in der Folge selbst Tritte und Schläge der Angreiferin einstecken. Er versuchte auszuweichen, aber er schlug nicht zurück. Andere sahen tatenlos zu, bis eine Passantin schließlich die Polizei verständigte.
2. Jugendpreis: Stefan Petrovic (Jahrgang 1996) aus Mainz: Stefan beobachtete im Herbst 2012, wie zwei Mädchen von einem fremden Jugendlichen aus einer größeren Gruppe Gleichaltriger sexuell belästigt wurden. Unter Androhung von Gewalt sollten die Mädchen den Angreifer küssen. Stefan, körperlich zwar gut trainiert, jedoch allein gegen die Gruppe, mischte sich ein und drohte mit seinem Einschreiten. Daraufhin kamen drei Jugendliche aus der Gruppe auf ihn zu und bedrängten ihn massiv. Dennoch gelang es dem unerschrockenen Helfer, mit seinem Handy die Polizei zu verständigen und die bedrängten Mädchen durch sein entschlossenes Eingreifen wirksam zu schützen. Die Angreifer wurden gefasst.
3. Jugendpreis: Sebastian Gailing (Jahrgang 2000) aus Ludwigshafen: Im Februar wurde Sebastian Zeuge eines dreisten Diebstahls in der Straßenbahn. Einer Frau mit Kinderwagen wurde beim Aussteigen die Geldbörse aus ihrem Rucksack gezogen. Sebastian lief mit einem weiteren, leider unbekannt gebliebenen Passanten der Täterin nach, stellte sie und hielt sie fest, bis die Polizei eintraf.
Sonderpreis für Jan Lehmann (Jahrgang 1979) und Thomas Pesch (Jahrgang 1975) aus Wittlich: Im vergangenen Dezember stürmte ein geistig verwirrter Mann mit einer Machete während des Gottesdienstes in die Pfarrkirche St. Markus in Wittlich. Mit der scharfen Klinge schlug der Mann auf den Altar, drohte den Gottesdienstbesuchern und forderte eine Million Euro. Um eine Panik zu vermeiden, lotsten Pfarrer Jan Lehmann und Thomas Pesch den Mann zunächst einmal in die Sakristei. Mit dem Vorschlag, das geforderte Geld auf sein Konto zu überweisen, konnten sie den Angreifer beruhigen und ihn überreden, die Machete aus der Hand zu legen und nach Hause zu gehen. Dort wurde der Mann wenig später festgenommen und in psychiatrische Behandlung übergeben. Nachdem die Situation bereinigt war, informierte der Pfarrer seine Gemeinde und setzte den Gottesdienst fort. Dieses außergewöhnliche Geschehen war der Jury in diesem Jahr einen Sonderpreis wert.