Im Kontext der aktuellen Fluchtbewegungen sind vermehrt Kinder allein oder in Begleitung ihrer Eltern auf der Flucht. Die Fachtagung "Schutzbedürftig und (kinder)schutzberechtigt", eine Kooperationsveranstaltung der Hochschule Koblenz, Fachbereich Sozialwissenschaften, und des Landespräventionsrates Rheinland-Pfalz legt den Fokus vor allen Dingen auf die bisher meist weniger beachtete Gruppe der Kinder, die in Begleitung von Familienangehörigen nach Deutschland kommen.
Mit ihrem Eröffnungsvortrag gibt Frau Jamie Kreuzberg-Lauterbach, Leiterin des Sozialdienstes der Erstaufnahmeeinrichtung Ingelheim, einen Einblick in den Alltag und die Organisation ihrer Einrichtung. Dr. Theodor Michael, ehemaliger Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums der Charité Berlin und ehrenamtlicher Kinderarzt im Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) Berlin, thematisiert im Anschluss die medizinischen Bedingungen bei der Versorgung Geflüchteter. Zwar sind diesbezügliche Erfahrungen in Berlin besonders negativ, womit das Lageso deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte, jedoch wird eindringlich auf die Grenzen und Schwierigkeiten einer Versorgung, die nur akute Fälle vorsieht, hingewiesen. Frau Cindy Vogel-Hüter, Kinder- und Jugendpsychologin, berichtet im Anschluss von ihren Erfahrungen im Umgang mit traumatisierten geflüchteten PatientInnen. Deutlich wird, dass in vielen Fällen auch in Deutschland potenziell traumatisierende Erfahrungen gemacht werden müssen und es zunächst gilt, diesen Prozess zu unterbrechen.
Die anschließende Podiumsdiskussion, zu der neben den bisherigen ReferentenInnen Prof. Dr. Kurt Merk, Jurist der Hochschule Koblenz, und Hans Jürgen Ladinek, Vorstandsmitglied des Landespräventionsrates Rheinland-Pfalz, hinzukommen, widmet sich vor allen Dingen der Fragestellung, inwieweit aktuelle Zustände vor dem Hintergrund der Rechte von Kindern (z.B. UN-Kinderrechtskonvention) zu bewerten sind.
Eindrucksvoller Höhepunkt der Veranstaltung sind die Schilderungen vier junger Männer über ihre Erfahrungen auf der gefährlichen Flucht nach Europa und den großen Herausforderungen nach ihrer Ankunft.