Hinsehen und Mut machen, sich einzumischen, wenn man sieht, dass der Nachbar, der Mitschüler oder der Fahrgast im Bus Hilfe braucht– dieses Ziel haben sich viele Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer auf die Fahnen geschrieben. Zu verdanken ist das der Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“, die 2000 in Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen wurde. Mit Erfolg – denn am 30. Oktober 2009 wurde die Kampagne in einer Feierstunde in Münster mit dem Deutschen Förderpreis Kriminalprävention 2009 ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich von der Stiftung Kriminalprävention ausgelobt und ist mit 10.000 € dotiert. Gefördert werden Projekte mit Modellcharakter, die einen systematisch entwickelten Ansatz vorweisen und deren Wirksamkeit nachgewiesen werden kann. Besonderer Wert wird auf gesamtgesellschaftliche Perspektiven gelegt.
Staatssekretär Roger Lewentz vom rheinland-pfälzischen Innenministerium, der den „Preis für Nachhaltigkeit“ stellvertretend für alle Kooperationspartner entgegennahm, ist stolz – vor allem auf seine Mitbürgerinnen und Mitbürger im Land. „Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung, weil damit das Engagement der Bürgerinnen und Bürger für ein gutes Miteinander in unserem Bundesland gewürdigt wird. Gewaltprävention ist ein Anliegen von uns allen. Der Preis ist auch Antrieb für uns, unseren Weg in Rheinland-Pfalz weiter zu gehen“, unterstrich der Staatssekretär.
„Wenn ein ganzes Bundesland Zivilcourage einfordert und unterstützt, zeigt das, dass Staat und Gesellschaft über das gleiche Thema sprechen“ würdigte auch Hans Leyendecker von der Süddeutschen Zeitung in seiner Laudatio das Engagement der Rheinland-Pfälzer. „Unser Dank gebührt denen, die sich etwas trauen, die sich einmischen und nicht wegsehen, in Mainz und anderswo.“
Das landesweite Projekt „Wer nichts tut, macht mit“ der Rheinland-Pfälzer geht zurück auf eine Kampagne der Polizei und des Polizeivereins Hamburg. Grundlage war ein Konzept, dass die Hamburger Werbeagentur "Springer & Jacobi" entwickelt hatte.
Die Leitstelle „Kriminalprävention“ im rheinland-pfälzischen Innenministerium hatte im Auftrag des damaligen Ministers Walter Zuber die Kampagne, die für mehr Zivilcourage in der Gesellschaft wirbt, mit der Polizei, dem Bundesgrenzschutz (jetzt Bundespolizei) und dem Weissen Ring in Rheinland-Pfalz umgesetzt. Startschuss des Projektes, das der Kultur des Wegschauens etwas entgegensetzen soll, war im Jahr 2000. Neu war dabei vor allem, dass die Polizei in Rheinland-Pfalz bei Veranstaltungen und ohne sichtbaren Anlass auf Bürger zuging und Infomaterial über das Thema „Zivilcourage“ verteilte. Zielsetzung war von Anfang an, jede Bürgerin und jeden Bürger zu informieren, was jemand selbst tun kann, wenn er Zeuge eines Notfalls oder einer Straftat wird. Mit Informationsständen, durch Verteilen von Scheckkarten mit dem Motto der Kampagne, kam die Polizei ins Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern über Themen wie „Zivilcourage und Innere Sicherheit“, auf der Straße, in Bussen und Bahnen.
Besonders positiv wirkt sich die Vielfalt der Umsetzungsmöglichkeiten zu dem Thema Zivilcourage aus. Damit werden unterschiedlichste Zielgruppen durch gezielt zugeschnittene Projektmaßnahmen erreicht; der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Etwa 900 Angehörige der Polizei, des Bundesgrenzschutzes sowie der kriminalpräventiven Gremien, die eigens an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung auf diese Aufgabe vorbereitet wurden, halfen – genauso wie zahlreiche Kooperationspartner – dabei mit, die landesweite Kampagne mit Erfolg umzusetzen.
Die rheinland-pfälzische Initiative passt mit ihren Zielvorstellungen gut in die Reihe der diesjährigen Preisträger. „In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt eindeutig bei Integrationsprojekten, welche erfolgreich Menschen aus dem Abseits zurück in die Gesellschaft holen oder schon im Kindesalter deren Abdriften verhindern“, sagte Klaus Stüllenberg, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kriminalprävention in Münster.