Wenn die große Liebe ein falscher Fuffziger ist...
Helga schwebt auf Wolke 7. Sie hat über eine Datingplattform jemanden kennengelernt. Gutaussehend, witzig, charmant und Millionär ist er auch noch. Nach zahlreichen E-Mails, Chats und Telefonaten wurde die Beziehung ernster. So dachte zumindest Helga.
Der vermeintliche Millionär gab an, aktuell auf einer Bohrinsel zu sein, auf der die Internetverbindung nicht ganz so stabil sei. Deshalb bat er Helga um einen Gefallen: Sie sollte für ihn Geld überweisen...
Die Geschichten beim sogenannten Romance-Scamming sind in der Regel immer gleich: Die angeblich ernsthaft interessierte Internetbekanntschaft ist im Ausland und benötigt plötzlich finanzielle Hilfe.
Was ist Romance-Scamming?
Bei dieser Betrugsvariante sind die Nutzer von Single-Börsen, sozialen Netzwerken oder Internetchats die potenziellen Opfer. Die Täter schreiben mit gefälschten Profilen die Liebessuchenden an und bauen über Tage, Wochen und teilweise Monate eine Beziehung auf. Hierbei werden auch Bilder und Videos verwendet, die jedoch von ganz anderen Personen (beispielsweise aus öffentlichen Profilen in sozialen Netzwerken) stammen.
Der Schriftverkehr verlagert sich sehr schnell von der eigentlichen Internetplattform auf den privaten E-Mail-Account. Es folgen möglicherweise Telefonate und Videochats. Hierbei werden oft fremde Videos oder Standbilder benutzt.
Die vermeintlichen Partner geben zumeist an, im Ausland (beispielsweise auf einer Bohrinsel oder im Krisengebiet, als Soldat, Arzt oder Millionär) unterwegs zu sein. Fotos oder Dokumente, welche die eigene Identität belegen sollen (Ausweise, Urkunden und Ähnliches), liefern die Täter per E-Mail an ihre Opfer. Diese Dokumente sind in der Regel gefälscht.
Irgendwann benötigt der neue Partner plötzlich finanzielle Unterstützung und bittet um Hilfe in der Not. Die Opfer werden instruiert, per Banküberweisung oder Bargeldtransfer (beispielsweise über Western Union oder MoneyGram) Geld zu senden. Viele tun dies dann auch, da sie zu diesem Zeitpunkt schon emotional an ihre Internet-Bekanntschaft gebunden sind und von einer echten Liebesbeziehung ausgehen. Hat das Opfer gezahlt, brechen die Betrüger den Kontakt in der Regel abrupt ab. Ergebnis: Das Geld ist unwiederbringlich verloren und die Betrogenen bleiben mit dem finanziellen und emotionalen Schaden zurück.
Wie kann ich Romance-Scamming erkennen?
An der Kontaktaufnahme:
Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen die Betrüger an die E-Mail-Adressen potentieller Opfer. Eine knappe Nachricht in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel. Da die Betrüger oft mit deutschen E-Mail-Adressen arbeiten, ist selten ersichtlich, dass sich hinter den netten Zeilen ein sogenannter Scammer (deutsch: Betrüger) verbirgt.
An der Sprache:
Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Insider gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der englisch sprechenden Kontakte auf deutschen Dating-Seiten Romance-Scammer sind. Doch Achtung: Es gibt auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
An den Bildern:
Die Bilder sind oftmals unscharf und nur in sehr kleiner Auflösung im Internet eingestellt, da sie gestohlen wurden. Ausnahme: Scamm-Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.
Am Inhalt der E-Mails:
Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach dem ersten Kontakt mit ellenlangen Briefen voller schwülstiger Liebesschwüre. An den überbordenden Liebeserklärungen und -bekundungen sind sie leicht zu erkennen. Aber es geht auch anders: Seriös wirkende E-Mails sollen ebenfalls das Interesse wecken. Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen: Hobbies, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielt immer eine Rolle.
An Bitten um Geld / Visum / Päckchen- oder Briefversand / gemeinsames Konto:
Es gibt viele Gründe, das Opfer um Geld zu bitten. Weigert sich dieses, Geld zu schicken, finden Betrüger andere Wege. So schaffen es die Scammer geschickt, die Opfer doch für ihre Zwecke zu missbrauchen, beispielsweise sollen diese Briefe oder Päckchen an dritte Personen verschicken. Scam-Frauen erbetteln sich häufig Einladungen nach Deutschland. Oft geben die Betrüger vor, ein gemeinsames Konto mit dem Opfer eröffnen zu wollen und bitten um Kopien von Ausweisen. Die Daten werden dann für Fälschungen von Pässen genutzt.