Wenn Worte zu Waffen werden...
Leonhard ist 12 Jahre alt und in seiner Klasse nicht gerade beliebt. Seit geraumer Zeit wird er von einem Großteil seiner Mitschüler gar nicht mehr beachtet. Im Sportunterricht wird er nicht in Mannschaften gewählt und in Whats-App-Gruppen gar nicht erst aufgenommen. Auf dem Schulhof sitzt er immer alleine auf einer Bank und wird von den anderen gehänselt.
Leonhard hat, wie viele seiner Mitschülerinnen und Mitschüler auch, ein Facebook-Profil. Darauf ist er ganz stolz, denn er hat es ganz allein und ohne Hilfe eingerichtet. Neuerdings werden auf seinem Profil allerdings Bemerkungen hinterlassen, die ihn als "tuntig" und "pervers" diffamieren. Die Informationen verbreiten sich an seiner Schule sehr schnell und Leonhard wird nun auch von Schülerinnen und Schülern, die er gar nicht kennt, ausgelacht und beleidigt. Aus Kummer und Angst beginnt er die Schule zu vernachlässigen und schwänzt regelmäßig den Unterricht. Leonhard ist ein Opfer von Cybermobbing geworden.
Was ist Cybermobbing?
Cybermobbing (auch Cyber-Bullying) ist eine Sonderform des Mobbings. Beleidigungen, üble Nachrede, Verleumdungen, Bedrohungen, Bloßstellungen und/oder Belästigungen werden durch die Nutzung von Internet- und Mobilfunkdiensten an ein nicht überschaubar großes Publikum, meist anonym, verbreitet. Einen eigenen Straftatbestand gibt es nicht.
Die Attacken verbreiten sich schnell und sind rund um die Uhr möglich. Der Täter bleibt meistens anonym, wodurch er sich in Sicherheit wiegt und sich oftmals über das Ausmaß seiner Taten nicht bewusst ist. Soziale Regulationsprozesse wie Empathie sind durch die für den/die Täter nicht sichtbare Reaktion des Opfers zudem außer Kraft gesetzt, was zur Aufrechterhaltung beziehungsweise Verstärkung des Mobbings führen kann.
Die JIM-Studie, welche sich alljährlich mit dem Medienverhalten Jugendlicher beschäftigt, nimmt auch die Themen Mobbing und Hass im Internet in den Blick. Sie stellt fest, dass rund ein Drittel der Jugendlichen Cybermobbing aus dem eigenen Bekanntenkreis (vgl. JIM-Studie 2019) kennt.
Wie erkenne ich Cybermobbing?
- Die Angriffe gegen eine Person finden mittels eines elektronischen Kommunikationsmittels statt.
- Die Angriffe sind von anhaltender Dauer.
- Das Opfer ist hilflos, es besteht ein ungleiches Kräfteverhältnis zwischen Opfer und Täter.
- Die Anfeindungen haben eine verletzende Absicht.
- Das Opfer fühlt sich hilflos. Gegebenenfalls kommt es zu Veränderungen im Verhalten wie sozialem Rückzug oder Schuleschwänzen.